Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SÜD-OST Aug|Sep 2015

20 Salomé ab. Ein Muster, das sich in ihrem Leben häufig wiederholt.Von den Angebo- ten der Männer nimmt sie stets nur an, was sie selbst wirklich will; sie allein bestimmt die Rahmenbedingungen. Wie einst ihr re- ligiöser Mentor Hendrik Gillot, werden ihr auch Rée und Nietz- sche willkommene Freunde, Lehrer und Gesprächspartner. Anders als mit Rée, sollte sich von Sa- lomés Beziehung mit Nietzsche schwieriger und kurzlebiger ge- stalten.Aus Eifersucht versteigt er sich in wil- de Vorwürfe und Be- schimpfungen gegen seine einstigen Freun- de. Ein Bruch, den er später zwar bereute, der aber zeitlebens be- stehen blieb. Mehr Glück mit sei- nen Anträgen hat schließlich ein Mann, den von Salomé 1886 bei einem ihrer Ber- lin-Aufenthalte kennenlernt: der fünfzehn Jahre ältere Orientalist Friedrich Carl Andreas. Seinem unnachgiebigen Werben gibt die 26-jährige nach nur einem Jahr nach.Die Eheschließung wird allerdings an einige Bedingungen geknüpft, von denen die wichtigste und außergewöhnlichste si- cher die ist, dass von Salomé ihre Ehe mit Andreas niemals sexuell vollziehen werde, woran sie – anders als von ihrem Gatten erhofft – ihr Leben lang festhalten sollte. Ihre Ehe verläuft nach von Salomés Prin- zip: „Ich bin Erinnerungen treu für immer; Menschen werde ich es niemals sein“. Das Ehepaar Andreas-Salomé lebt ab 1903 gemeinsam in einem Haus in Göttingen, nachdem Friedrich Carl auf den Lehrstuhl für Westasiatische Sprachen der Georgia Augusta berufen wurde. Das Anwesen liegt idyllisch am Hang des Hainberges, den Blick auf das im Tal liegende Städtchen. Carl Friedrich wohnt mit der Haushälterin, mit der eine Liaison unterhält, im Erdge- schoss des Hauses, während Lou die obe- ren Räume nutzt. Ist sie in Göttingen, pflegt sie den Garten, baut Obst und Gemü- se an, züchtet Hühner. Im Wesentlichen hält sie aber an ihrem ge- wohnt unabhängigen Leben fest; sie befasst sich mit Studien und geht häufig auf Rei- sen, gelegentlich auch begleitet von ihren in- offiziellen Liebhabern. Auf einer ihrer Reisen lernt Lou im Frühjahr 1897 den damals 21-jäh- rigen Dichter Rainer Maria Rilke kennen. Ihre Romanze dauert ganze vier Jahre, in denen der psychisch labile Literat zuneh- mend abhängiger von seiner Muse und Ge- liebten wird.Eine für Andreas-Salomé ganz und gar unwillkommene Entwicklung. Die einst so leidenschaftliche Liebe geht in eine enge Freundschaft über, die bis zu Rilkes Tod 1926 andauern wird. Auf einem wissenschaftlichen Kongress 1911 trifft Andreas-Salomé zum ersten Mal den Vater der Psychoanalyse, Sieg- mund Freud. Zu dieser Zeit hat sie bereits ein reges Interesse an dem aufstrebenden Fachbereich entwickelt, von dem sie sich Lou Salomé mit Paul Ree und Friedrich Nietzsche, 1882 (Foto: Jules Bonnet)

Seitenübersicht