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Göttingen SÜD-OST Juni/Juli

29 Buchrezension Autor: Frank Witzel Titel: „Rock, Rinder und die Posaunen der Poesie“ ISBN: 978-3-95544-009-1 Verlag: Manuela Kinzel Verlag 1. Auflage 2014. 498 S. Preis: 19,00 € Protagonist Friedrich führt den Leser in Frank Witzels Roman durch die Au- tobiografie seiner stark christlich geprägten Jugend- und Landhip- pie-Jahre in der hessi- schen Provinz der frühen 1980er Jahre. In unaufge- regter Weise werden die Erlebnisse einer behüte- ten Kindheit und Jugend berichtet; hierbei gelingt es dem Autor, den wenig spektakulären Episoden durch bildreiche Sprache die Inbrunst pubertärer Empfindun- gen beizugeben, zumindest, soweit es sich um positive handelt. Hinsicht- lich düsterer Momente hingegen schlägt der Versuch oftmals fehl, der inflationäre Gebrauch von Metaphern verschwiemelt in weiten Teilen den wohl eigentlich beabsichtigten inten- siven Ausdruck der angegeben Emo- tionen, Wut, Angst, Verzweiflung etc., die, anders als die Beschreibungen glücksgeprägter Episoden, durch die ausschweifende Bildsprache an Kraft verlieren. Diese Überlagerung des Inhalts durch die Form lässt den Text denn strecken- weise vor sich hin plätschern. Auch die vom Klappentext angeprie- sene wild-anarchische Sprache sucht vergebens, wer sich hiervon mehr ver- spricht, als eine Aneinanderreihung von, mal mehr, mal weniger feingeisti- gen, Metaphern. Als wahrhaft wild-an- archisch muss aber leider das zustän- dige Lektorat bezeichnet werden, das Buch wimmelt vor Grammatik- und Tippfehlern, die die Lektüre verleiden können. Wen Glaubensfragen be- schäftigen, ob als Religi- onsgegner, oder weil er mit dem Protagonisten annimmt, man müsse „wenn man ein den- kender, empfindungs- fähiger Mensch ist, fast verrückt werden, vor Verzweiflung über die eigene Begrenztheit und dem Unüberschaubaren, Angst-Einflößenden der Welt“, ohne die „absolute Sicherheit und Geborgenheit der Glaubens-Ar- che“ und eine „Einsamkeit und Ant- wortlosigkeit des Universums ohne Gott“ unterstellt, der mag sich für die im Buch enthaltenen Glaubensbe- trachtungen interessieren. Ob die Er- kenntnis-Essenz, die der Protagonist erlangt, dann als lutherisch, progressiv oder als blasphemisch, etwa im Sinne einer christlich-verbrämten Ausrede Friedrichs, sich die Denk- und Hand- lungsfreiheiten eines Konfessionslo- sen zu gönnen, angesehen wird, sei denn jedem Leser selbst überlassen.

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