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SÜD-OST Dez13/Jan14

18 ter. Mit Gebummel wurde abermals der Umsteigebahnhof im ostdeutschen Gößnitz erreicht und dort bei schneidender Kälte der Anschlusszug gen Süden herbeigesehnt. Mit mir warteten ca. dreißig andere Fahrgäste am ‚längsten Bahnsteig Deutschlands‘. Letztere Attraktion reichte allerdings mitnichten aus, sich den 40minütigen Aufenthalt bei Minusgraden und pfeifendem Wind zu verschönern.Die DBAG aber war scheinbar genau hiervon ausgegangen, als sie beschloss, dass am Bahnhof von Gößnitz die Ins- tallation eines Kiosks, eines Snack- oder eines Getränkeautomaten nicht vonnöten sei. Der schließlich eintreffende Anschlusszug bestand dann aus exakt zwei Passagierwag- gons und war bereits voll wie ein innerstädtischer Schulbus; so wurde effektiv verhin- dert, dass irgendjemand zwischen den Feiertagen stressfrei von einem Ort zum anderen gelangen konnte. Von den dreißig Wartenden konnten sich noch etwa zehn Reisende mit kleinem Ge- päck in den Zug stopfen.Gemeinsam mit mir blieben die zwanzig anderen auf der Stre- cke, von denen einige noch Anschlusszüge nach München und nach Wien zu erreichen hatten. Vor der Abfahrt des prallgefüllten Zuges steckte der Zugbegleiter den Kopf aus dem Fenster, prüfend, ob auch keine Gliedmaßen von Passagieren mehr aus den Türen ragten. Ein Rentnerpaar nutzte die Gelegenheit, um den Schaffner mit der Bitte um Auskunft zu behelligen, wie wir Zurückbleibenden denn alternativ an unsere Ziele gelangen könnten – am Bahnhof selbst war nämlich keinerlei Bahnpersonal anzutreffen. Der Schaffner antwortete: „Nicht mein Problem!“, schloss das Fenster und verließ mit dem Zug den Bahnhof. Um einiges später erfolgte schließlich die Einfahrt eines Zuges nach Leipzig, der nun geschlossen genutzt wurde. Oberste Priorität war es, Gößnitz zu verlassen, egal in wel- che Richtung, Hauptsache es würde irgendwann zumindest ein richtiger Bahnhof er- reicht. Also einer mit Personal. Das zarte Band der Leidensgemeinschaft führte mir bei der Sitzplatzwahl im Zug nach Leipzig einen Psychologiestudenten zu, der klischeegerecht einen leicht wahnsinnigen Eindruck machte und mir in seiner Überheblichkeit nicht glauben wollte, dass die DB keineswegs verpflichtet ist bei derartigen Missplanungen Fahrgäste mit Regionalbahn- tickets im ICE weiter zu transportieren. „Nur, wenn am selben Tag keine Regionalzüge mehr fahren“ versuchte ich ihn aufzuklären, aber er bestand auf seiner Vorstellung von Transportpflichten bis die Schaffnerin ihm bestätigte, was er mit nicht hatte glauben wollen. Da half auch sein betont resolutes Auftreten nichts. Beim Umsteigen in Leipzig wurde ich den jungen Mann zum Glück los. Er blieb in der Schlange am Informati- onsschalter hängen, wo er erneut versuchen wollte, der Bahn eine ICE-Fahrt aus dem Kreuz zu leiern. Ich sah ihn nur noch einmal vom Fenster der weiterführenden Regio- nalbahn aus, als er säuerlich in dieselbe einstieg. Der letzte Zug bis zu meinem Zielbahnhof Passau fuhr diverse Stunden durch.Erstaun- licherweise ohne Panne. Fahren Sie zwischen den Jahren Bahn und es läuft mal wieder nicht nach Plan, dann denken Sie doch einfach dran, dass das auch lustig werden kann. ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅18

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