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SÜD-OST Dez13/Jan14

15 Zu Weihnachten fuhr ich einmal mit den Zügen der DBAG vom bayerischen Passau zu meinen Lieben im schönen Göttingen. In studentischer Ermangelung ernstzunehmen- der Geldbeträge musste ich das Schönes-Wochenende-Ticket nutzen und die inner- deutsche Langstrecke mit Nahverkehrszügen bestreiten. Das kann man schon mal ma- chen, wenn‘s denn sein muss, dachte ich noch vor dem Ritt, schließlich bekommt man auf Fahrten von Süd- nach Norddeutschland sonst selten soviel von Ostdeutschland zu sehen. Der Fahrkartenkauf rief mir ins Gedächtnis, was die DB doch für eine selbstbe- wusste Preispolitik betreibt. Das Wochenend-Ticket kostete bei der Markteinführung 15 Mark. Es galt für bis zu fünf Personen und zwar für Samstag UND Sonntag. Zum Zeitpunkt meiner Reise, etwa 15 Jahre nach Markteinführung, kostete das Fünf-Perso- nen-Ticket für Samstag ODER Sonntag fünfunddreißig Euro. Das ist effektiv fast das Zehnfache. Sehen Sie nach, was es wohl heute kostet. Es lohnt sich, bei Gelegenheit auch einmal genauer hinzusehen, in welchem Verhältnis parallel dazu im DB-Nahverkehr die Streckenangebote verbessert, die Fahrdauer ver- kürzt oder Sitz- und Reisekomfort veredelt wurden. Fairerweise sei festgehalten, dass man früher bloß ein Wochenendticket bekam; heute bekommt man ein Schönes-Wochen- ende-Ticket, das dürfte die Preissteigerung hinlänglich rechtfertigen. Die rund 10,5 Stunden Fahrzeit stellten sich etwas kurzweiliger als erwartet dar, denn man wird mit fünfmaligem Umsteigen munter auf Trab gehalten. Und das sowohl kör- perlich als auch geistig. Wer nämlich die Füchse der DB in entscheidenden Momenten nicht hellwach belauscht, der findet sich unplanmäßig an einem kleinen Vorort-Bahn- hof wieder oder wird in einen falschen Zug geschummelt und möglichst abwegig durchs Land gekarrt, bis ihm Stullen und Eistee ausgehen und er bereit ist, im Bordrestaurant einen gehörigen Batzen Geldes zu veräußern. An wildfremden Bahnhöfen ist der Ori- entierungsinn zusätzlich gefordert; man denke bloß mal an Kreiensen. Beim Umsteigen fließt denn auch das Blut wieder erquicklich durch die Beine und der Sitz im nächsten Zug verursacht zwar an neuen Stellen des Körpers Schmerzen, entlastet aber dafür diejenigen, die im vorigen Zug zu schmerzen begonnen haben. Der einhergehende Wechsel der Mitreisenden stellt gelegentlich einen Quell der Freude dar, dann und wann jedoch auch eine herbe Verschlechterung der Reisebedingungen. So bleibt es spannend, bei der Bahn. Als ich mir diese Reise zumutete, startete ich mit der frühesten Verbindung, die zur Nutzung freigegeben war, denn das Wochenend-Ticket ist selbstverständlich wie auch Kolumne zum Jahreswechsel Bahnfahren zwischen den Jahren Foto: Michael Bienig ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ 15

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